Marianne Zimmer Ehrenbürgerin von Horneburg

Flüchtlingshelferin aus Agathenburg wird für ihre Verdienste mit dem Ehrentaler der Samtgemeinde Horneburg ausgezeichnet

VON SABINE LOHMANN
Agathenburg.

Marianne Zimmer ist Ehrenbürgerin der Samtgemeinde Horneburg. Die 72-Jährige aus Agathenburg wurde für ihre langjährige ehrenamtliche Mitarbeit bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen mit dem Ehrentaler ausgezeichnet. In einer Feierstunde im Schloss Agathenburg wurde der Ehren-
taler verliehen: Familie und Freunde, Vertreter aus Rat und Verwaltung sowie  Träger des Ehrentalers waren dabei, als Marianne Zimmer ausgezeichnet wurde. Als ihre persönlichen Gäste wurden Vertreter der Flüchtlingshilfe begrüßt sowie Luiza und Valentin Shkambi aus Albanien, die erste von etwa
30 Flüchtlingsfamilien, die Marianne Zimmer seit 2014 in Agathenburg betreut hat.
17 Menschen waren dem Auswahlgremium vorgeschlagen worden, vier kamen für eine Ehrung infrage. Die Entscheidung für Marianne Zimmer fiel einstimmig. Angesichts ihrer besonderen Leistungen zum Wohle der Einwohner der Samtgemeinde Horneburg habe der Rat
„sie als würdig angesehen, Empfänger des 21. Ehrentalers zu sein“, sagte Bürgermeister Knut Willenbockel in seiner Laudatio.

Feierstunde im Schloss Agathenburg: Marianne Zimmer wird der Ehrentaler verliehen. Foto: Lohmann

Ihre Eltern waren Flüchtlinge aus Schlesien und Ostpreußen. Geprägt ist Marianne Zimmer durch ihre Eltern, die durch den Zweiten Weltkrieg zu Flüchtlingen wurden; ihre Mutter stammt aus Schlesien, ihr Vater aus Ostpreußen. Nach dem Krieg lebte sie zunächst in Lamspringe, dann in Bad Harzburg.
Wegen des Berufs ihres Mannes Konrad, der an der Seefahrtschule in Grünendeich ausgebildet wurde, zog die Familie vor 49 Jahren nach Agathenburg; sie kauften ein Haus in der Flüchtlingshandwerker-Siedlung am
Hanfberg.
Als gelernte Hauswirtschafterin arbeitete Marianne Zimmer zunächst in der Gastronomie in Stade, dann als Industriekauffrau in Teilzeit. Denn während
ihr Mann zur See fuhr, kümmerte sie sich um Haus und Hof und versorgte neben Sohn Michael auch die Schwiegereltern, die mit im Drei-Generationen-Haus lebten. „An dieser Leistung, diesem Zurückstellen der eigenen Interessen, sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen“, sagte Willenbockel über den für sie selbstverständlichen Einsatz.
Unterstützt wurde sie von ihrem Mann, der ebenfalls ehrenamtlich aktiv war – in der Seefahrtsmission und im Verein Alter Hafen Stade. „Langweilig war es bei euch nie“, sagte der Samtgemeindebürgermeister.
Die Familie zeichne aus, „dass ihr zusammenhaltet, wie selbstverständlich zusammenrückt, wenn es erforderlich ist“. Willenbockel: „Gegenseitige Unter-
stützung ist für euch selbstverständlich, und Langeweile kommt nicht auf. Und falls doch, dann sind weitere Möglichkeiten, sich zu engagieren, schnell gefunden.
So engagierte sich Familie Zimmer bereits für die „Tschernobyl-Kinder“, nahm 20 Jahre lang in jedem Sommer zwei Kinder für vier Wochen auf.

In der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde in Stade ist Marianne Zimmer im Lotsenteam der Kirche, der Wärmestube und der katholischen Frauenge-
meinschaft aktiv  und sie singt im Chor.
Sie half Umsiedlern aus Polen und Russland, in Deutschland anzukommen, engagierte sich bei der Hausauf-gabenhilfe für geflüchtete Schulkinder und war zur Stelle beim Start der Flüchtlingshilfe 2015, als Menschen in der Sporthalle der Friedrich-Fröbel-Schule in Stade als Notunterkunft untergebracht wurden. In der Horneburger Flüchtlingshilfe ist sie bis heute aktiv.
Geehrte nimmt Ehrentaler für die Flüchtlingshilfe entgegen.
Das nächste Projekt für Marianne und Konrad Zimmer stehe
bereits an, so Willenbockel. Über die in der Seefahrtszeit entstandene Freundschaft mit einer philippinischen Familie organisieren sie die Ausbildung
einer jungen Frau zur Krankenschwester in Deutschland. Marianne Zimmer freute sich über die Auszeichnung. Sie sagte aber, sie nehme den Ehrenta-
ler nicht für sich entgegen, sondern für die Gruppe, die Helfer der Flüchtlingshilfe. Weil ihre Eltern und die Eltern ihres Mannes ihre Heimat verloren haben- und immer darunter gelitten haben, sei es ihr ein besonderes
Anliegen, sich um die neuen Mitbürger zu kümmern und den Familien zu helfen, sich in der neuen Heimat zu integrieren.
Marianne Zimmer erhielt den vom Künstler Michael Jalowczarz von Gut Daudieck entworfenen Ehrentaler, eine Ehrenurkunde und eine Anstecknadel.
Ihr Foto wird auf einer Ehrentafel im Rathaus angebracht.

Kopie des  Artikels aus Stader Tageblatt

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Der Artikel erschien am Sonntag, 10.09.2023

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