Fastenaktion 2023 – Station 05

Station 05

Zeit für die Schöpfung

ankommen

Beim Blick durch das Fernrohr stellt sich die Welt plötzlich ganz anders dar. Ich staune, sehe die Welt mit anderen Augen.
Erkenne ich eigentlich die Pracht der Schöpfung?
Oder bin ich jemand, der die Welt mit seinen Vorstellungen, Möglichkeiten und Hilfsmitteln gestalten möchte?
Jeder ist anders. Vielfältig ist auch die Welt, in der wir leben. Sie ist von uns Menschen nicht begreifbar und in ihrer Fülle nie auszuschöpfen.
Ich bin eingeladen, eine andere Perspektive einzunehmen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Die Welt ist nicht der Ort, den ich manipulieren darf, wie es mir gerade passt.

Die Schöpfung war vor mir und wird nach mir sein. Ihr will ich Respekt und Ehrfurcht entgegenbringen.

… verweilen

Diese Station möchte helfen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Ich schaue genauer hin und staune. Dadurch wird das Vertraute anders, neu, wieder einen Blick wert.
Es ist im Leben immer wieder wichtig, alles um uns herum mit neuen Augen zu sehen.
Manchmal gelingt mir dies im Urlaub. Da bleibt mehr Zeit, der Alltag ist weit weg.
Wenn ich die Natur sehe, kann ein Blick aus anderen Augen nötig sein.
Die christliche Überlieferung spricht von „Schöpfung“. Sie macht damit deutlich, dass uns die Welt nicht gehört. Sie ist nicht unser Eigentum. Selbst dann nicht, wenn wir Grundstücke oder Wälder unser Eigen nennen.
Die Welt ist uns nur geliehen, anvertraut. Wie oft vergessen wir das. Es hilft, mit anderen Augen zu sehen, um Vertrautes anders zu sehen und anders zu handeln.

Ein französischer Gelehrter
durchstreift die Wüste. Als Führer begleiten ihn einige Araber. Beim Sonnenuntergang breiten die Araber ihre Teppiche auf dem Boden aus und beten.

„Was machst Du da?“ fragt er einen Araber. „Ich bete.“ „Zu wem?“ „Zu Allah, meinem Gott.“ „Hast Du ihn jemals gesehen- betastet- gefühlt?“ „Nein.“ „Dann bist Du ein Narr!“ stellt der Gelehrte fest.
Am nächsten Morgen, als der Gelehrte aus seinem Zelt kriecht, meint er zu dem Araber: „Hier ist heute Nacht ein Kamel gewesen!“ Da blitzt es in den Augen des Arabers: „Haben Sie es gesehen- betastet- gefühlt?“ fragt er den Gelehrten. „Nein.“ „Dann sind Sie aber ein sonderbarer Gelehrter!“ „Aber man sieht doch rings um das Zelt die Fußspuren!“ antwortet der Gelehrte.
Da geht die Sonne in all ihrer Pracht auf. Der Araber weist in ihre Richtung und sagt: „Da sehen Sie die Fußspuren Gottes!“ Und er geht in sein Zelt und holt seinen Gebetsteppich.

(Arabische Legende)

… zum Weitergehen

„Die Welt ist mir geliehen –
zum Segen für die anderen und für mich selbst.“

Überall in der Schöpfung kann ich Spuren Gottes begegnen. Ich will Gelegenheiten wie Stille, Muße und Urlaub nutzen, um dies zu entdecken.

Allmächtiger Gott,
Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.

Papst Franziskus „laudato si“